Lehrer
Meine Identifikation mit der Rolle des Lehrers geht auf den Beginn meines Studiums zurück. Obwohl ich keine einschlägige Ausbildung vorweisen konnte, wurde ich vom damaligen Pfarrer in Oberdorf bei Salzburg, Dr. Alois Weidlinger, eingeladen, Religionsstunden in der Volks- und Hauptschule und am „Poly“ zu übernehmen. Das war ein Motiv, von Germanistik und Geschichte auf Theologie und Geschichte umzusatteln. Fast über die ganze Studienzeit unterrichtete ich an Pflichtschulen und später an höheren Schulen und am Abendgymnasium katholische Religion. Beim damaligen Mangel an ReligionslehrerInnen hatte ich teilweise bis zu 30 Wochenstunden Unterricht; ich unterrichtete auch noch Klassen mit 40 SchülerInnen. Bis zu meinem Ruf nach Linz war ich in der Schule verankert.
Die akademische Lehre stellte für mich eine wesentliche Horizonterweiterung dar. In gewisser Hinsicht war sie mit der Erwachsenenbildung vergleichbar, die ich vor allem während der Zeit als Generalsekretär der Katholischen Aktion praktiziert hatte. Im Vergleich zur Erwachsenenbildung war sie aber viel mehr von der Forschung geleitet. Um das zu ermöglichen, war die ideale Lehrsituation für mich zunächst das Seminar, wenn möglich tageweise geblockt. In diesen Einheiten konnten sich Prozesse entfalten, die in wöchentlich stattfindenden Seminaren nicht möglich waren. Immer mehr achtete ich aber auch bei wöchentlich stattfindenden Seminaren auf die jeweiligen Prozesse, bezog Studierende in die Planung ein bzw. supervidierte deren Seminarplanungen. Erst in den letzten Jahren meiner Lehrtätigkeit lernte ich auch Vorlesungen, mit der Möglichkeit einer kompakten inhaltlichen Vermittlung, schätzen. Auch für deren Vorbereitung wurde mir das Arbeitsinstrument der TZI immer wichtiger.
- Wo stehen (möglicherweise) einzelne TeilnehmerInnen im Hinblick auf die Thematik, die ich lehre. Bei dieser „Ich-Analyse“ ist mir hilfreich, den HörerInnenkreises in seiner Vielfalt und Unterschiedlichkeit in den Blick zu bekommen.
- Welche Dynamik entfaltet sich zwischen den HörerInnen untereinander und zwischen den HörerInnen und mir in einer VL-/Vortragseinheit.
- Was will ich inhaltlich weiter geben? Es ist für mich durchaus hilfreich, den Fokus des „Stoffes“ in seiner TeilnehmerInnebezogenheit als TZI-Thema präzise zu formulieren. Je tiefer ich im Thema bzw. in der Thematik „beheimatet“ bin, desto flexibler kann ich mit den Inhalten umgehen. In der Regel verwendete ich für Vorlesungen/Vorträge kein Manuskript, wohl aber Präsentationen.
- Auch die Aufmerksamkeit auf den zeitlichen, räumlichen... , aber auch den kirchlichen und gesellschaftlichen „Globe“ in dem ich lehre, sind mir wichtig.
Aus der universitären Lehre habe ich viel für Vorträge außerhalb der Universität, für Beiträge auf Kongressen und auf Tagungen, aber auch in der Erwachsenenbildung gelernt. Auch hier ist mir bis heute sehr wichtig, dass ich nicht einfach mit einer Thematik „eingeflogen“ werde, sondern dass ich die realen Bedingungen meines Lehrens möglichst gut kenne. Speziell für die Planung von Seminaren außerhalb der UNI bin ich bisweilen schon weit gereist, um mit den Betroffenen bzw. den Veranstaltern zu planen.